Stadtmagazin HEINZ, Ausgabe Juli 1995
Datum: Sunday, 07.September. @ 14:34:54 CEST
Thema: Neues






Er ist 23, heißt Marco und sieht eigentlich ganz normal aus. Daß er um ein Haar zum Bänker geworden wäre, nimmt man ihm ohne weiteres ab. Aber hinter der unauffälligen Fassade verbirgt sich ein quirliger, ideenreicher Machertyp. Bei seiner Bank war Innovation nicht so gefragt (schließlich kann ein junger Schnösel wie er nicht einfach Vorschläge zur Einsparung von Millionenbeträgen unterbreiten), also hat er das Fach gewechselt.

Jetzt regelt er keine Geldgeschäfte mehr, sondern das Wuppertaler Partygeschehen. Popcorn, Aprés Ski, Beach, Manhattan, oder Night Fever lauten seine Mottos. Und die sind - so scheint`s - heiß begehrt. Sein bisher spektakulärstes Ding war der Schwebebahn-Rave. Da hat`s so gewackelt im Wagon, daß die WSW über eine Wiederholung derzeit schwer nachdenken. Publicityträchtig wär`s allemal, hat sich doch schon RTL angesagt, um das Ganze abzufilmen.

Das Handy immer in Reichweite redet Marco Paffenholz geschäftig übers Business: "Partys zu organisieren, ist gar nicht so einfach, wie die Leute immer denken“ - "das Preis-Leistungs-Verhältnis muß stimmen“ - "das Wichtigste ist, daß Musik und Zielgruppe zusammenpassen“ - "die meisten Discotheker sind nicht innovativ genug, um ihren Laden am Laufen zu halten“ - "man muß die Stadt gut kennen, in der man Partys organisiert“ - "dieses Jahr habe ich zwei große Flops mit 30.000 Miesen hingelegt“ - "man brauch schon`ne Menge verkäuferisches Geschick und Fingerspitzengefühl. Wenn einer sowas kann, wird er nicht unbedingt Partys machen. Mir macht`s einfach Spaß.“ Ungefähr zehn Großveranstaltungen hat der Partyman bis jetzt gemanagt, und in der Schublade lauen schon die nächsten Ideen: der Rave-Train im Dezember von Köln nach Bremen steht im Gleis ("die sind auch froh, wenn sie mal dicke Miete kassieren für einen Zug“), Rave-Ship und Rave-Island sind noch Gedankenspiele. Sein aktuelles Motto heißt: Lila Nächte (ab Oktober im Barmer Bahnhof) mit lila Licht, lila Luftballons, Chartsmusik und“Schokolade ohne Ende“ - natürlich von der Firma, die diese Farbe für alle Zeiten gepachtet hat. Genau deshalb liegt der findige Jungunternehmer auch mit denen im Clinch. Weder als Sponsoren wollen sie auftreten noch das Motto und das farbliche Ambiente seiner Partyserie zulassen. Der Selfmademan will trotzdem in violett feiern:"Ich laß mir doch nicht von irgendeiner Firma das Motto meiner Partys verbieten. Die Schokolade wird`s trotzdem umsonst geben.“ David gegen Goliath - dabei könnte er`s doch einfach haben. Statt lila Laune Freibier bis zum Umfallen. "Da wär`die Stimmung bestimmt toll. Aber sowas werde ich mit Sicherheit nicht machen. Das ist mir vom Niveau her `ne Nummer zu tief.“

Schließlich soll die Party ja auch ihm selbst Spaß bringen. Aber da teilt er wohl das Schicksal der meisten Gastgeber: "Am Anfang, wenn die Leute reinströmen, das macht Spaß. Und wenn sie dann gut drauf sind, freue ich mich natürlich. Manchmal feiere ich zu späterer Stunde auch mit. Aber meistens bin ich dann erledigt und muß mich hinsetzen.“ Im Unterschied zur Privatparty wissen seine "Gäste“ allerdings gar nicht, wem sie den ganzen Zauber zu verdanken haben. Marco ist der Mann im Hintergrund, und das Lob für seine Arbeit erntet der Betreiber der Location. Ganz schön frustig, oder" " Nein, das ist schon okay. Sonst würden die Leute nämlich sagen: der verdient sich eine goldene Nase an den Partys, fährt bestimmt schon ein dickes Auto, da gehen wir nicht mehr hin, auch wenn sie gut sind. Das ist mir schon passiert. Deshalb halte ich mich ganz gerne im Hintergrund.“

Bis jetzt ist sein“NeWest Consulting“ ein Ein-Mann-Betrieb mit Wirkungskreis Wuppertal. Bis zum dicken Auto und den Brillies am kleinen Finger muß also noch ordentlich abgefeiert werden im Tal. Dabei fühlt sich Marco schon jetzt ziemlich alt: "Das Nachtleben ist ganz schön anstrengend. So einen Job kann man wohl nicht ewig machen.“ Da dürfen die Eltern ja hoffen, daß ihr Sohn irgenwann noch mal einem seriöseren Beruf nachgeht. Immer nur Partys, dat is doch nix. "Am Anfang haben die schon gesagt: Was machst Du denn da für`n Käse" Nächtelang Plakate kleben und Flyer verteilen. Mittlerweile nehmen sie mich sehr ernst. Mein Vater ist nämlich genaus so ein Typ wie ich: kämpft und hat voll Power.“

Mit voller Power ins Partybusiness - und was ist mit selber mal feiern" Die Wohnung schön herrichten und einen Haufen Freunde einladen" "Meinen Geburtstag habe ich dieses Jahr im engsten Freundeskreis in einem Wuppertaler Freizeitbad verbracht. Da ging`s dann etwas gediegener zu. Bis tief in die Nacht feiern - Da würd` ich wahnsinnig. Irgendwann ist auch mal Schluß.“







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